„Ich bitte nicht um mein Leben“ (Marina Nemat)

Diese bösen, verleitenden Bücherkataloge – die aufgefrischt stets dann den Briefkasten ereilen, zumindest meinen, wenn mein Bücherwurm-Dasein nach neuem Futter schreit.
Frisch gedruckte Seiten entführten mich in neue Krimi-Sphären … und beim allgemeinen Durchblättern blieb mein Augenmerk auf diesem Buch hängen.
Die Autorin beschreibt ihre Kindheit in den 70zig – 80ziger Jahren.
Ich las nur die kurze Einführung:
Marina war 14 Jahre alt, als Ayatollah Khomeini im Iran die Macht übernahm. In der Schule rebellierte die junge Christin gegen die islamistischen Indoktrinierung, gab eine verbotene Schülerzeitung heraus. Eines Abends wurde sie abgeholt, im berüchtigten Evin-Gefängnis verhört und gefoltert. Ein Schnellgericht verurteilt sie zum Tode …“
Ich mußte dieses Buch lesen. Und das tat ich auch.
Ihre Schildungen sind locker und nicht zu emotional (also es tropft nicht so, dass man einen Eimer drunter stellen muss) aber auch nicht zu trocken, so dass man auf jeder Seite ins Stocken kommt.
Ich komme mir wirklich naiv vor – ich hätte nie gedacht, dass es im iranischen Raum mal ein normales Leben gab: Tanzstudios, Frisörläden, unbeschwertes Baden von Jugendlichen beider Geschlechter in der Öffentlichkeit … schmökerte ich in einem Märchen?
Doch je weiter ich M. Nemat`s Kindheitsjahren folgte, desto düsterer und furchteinflößender wurde der Inhalt:
Inhaftierung, Erschießungskommando`s, Folter, Meinungsunterdrückung – Gewalt und Krieg.
Das Bild von diesem Land und dessen Leben darin wandelte sich in das, was ich kenne und stets im Fernsehen sehe.

Ins Detail möchte ich gar nicht eintauchen – man muss es lesen und den Wandel des Landes mit ihren Augen verfolgen.
Ein böses, leider wahres „Märchen“.